Eine Reise in die Vergangenheit

Ein Weihnachtsgeschenk aus dem Jahr 1947 weckt noch heute Emotionen

Barfelde. Diesen Tag vor Heiligabend im Jahr 1947 hat Wolfgang Knillmann bis heute nicht vergessen. Der Flüchtlingsjunge aus Schlesien war in den Nachkriegswirren mit Mutter und Schwester aus Schlesien vertrieben worden und lebte unter ärmlichen Verhältnissen in Barfelde. Und so landete sein Name auf einer Liste mit 49 anderen bedürftigen Mädchen und Jungen, denen der MTV Barfelde zum Weihnachtsfest jeweils 10 Reichsmark schenkte. Eine großzügige Spende, für die sich der heute 85-Jährige jetzt revanchierte.

An seine Ankunft in Barfelde kann sich der rüstige Rentner noch sehr genau erinnern. Nachdem er seine Heimat in Schlesien verlassen musste, ging es mit dem Zug über Helmstedt nach Alfeld, wo bereits mehrere Bauern mit ihren Treckern auf die Ankunft der Flüchtlinge warteten. Mit Mutter und Schwester wurde Wolfgang Knillmann in Barfelde einquartiert, wo er unter ärmlichen Verhältnissen seine Kindheit verbrachte. Das blieb auch dem Sportverein nicht verborgen, der allen bedürftigen Kindern, die im Krieg ihren Vater verloren hatten, zehn Reichsmark zu Weihnachten schenkte. Eine mehr als großzügige Geste, denn zehn Reichsmark entsprechen heute rund 56 Euro.

Wolfgang Knillmann, vordere Reihe, Mitte

Es war purer Zufall, dass dieses Geschenk im vergangenen Jahr plötzlich wieder ganz aktuell wurde. Wolfgang Knillmann war mit seiner Frau Gast bei der Goldenen Hochzeit von Marlies und Werner Schulz, die ihr Jubiläum im Sporthaus feierten. Die Räume dort sind mit alten Fotos und Dokumenten geschmückt, für die sich der Ex-Barfelder nach seinem Wegzug nach Laatzen im Jahr 1953 natürlich brennend interessierte. Auf den Fotos erkannte Wolfgang Knillmann viele Freunde von damals, ehe er auf ein maschinengeschriebenes Din A4-Blatt stieß. Mit Datum vom 23. Dezember 1947 hatte der „Turn und Sportverein Barfelde“ 50 Namen aufgelistet, die jeweils zehn Reichmark zum Weihnachtsfest erhalten hatten. Unter der fortlaufenden Nummer 13 erkannte Wolfgang Knillmann seinen eigenen Namen. Er war emotional so ergriffen, dass er spontan beschloss, sich dafür beim Verein zu bedanken. Gut 77 Jahre nach jenem denkwürdigen Geschenk war es jetzt so weit und Wolfgang Knillmann revanchierte sich mit einer Spende in Höhe von 500 Euro. Zur Spendenübergabe und einem gemeinsamen Essen im Sporthaus hatte der Verein Knillmanns Jugendfreunde August Ulrich sowie die Brüder Reinhard und Siegfried Gläser eingeladen. Die tauchten beim Wiedersehen in längst vergangene Zeiten ein, waren dabei zu Tränen gerührt. Auch das Ehepaar Schulz durfte natürlich nicht fehlen, ohne deren Feier es nie zu dieser bemerkenswerten Reise in die Vergangenheit gekommen wäre.

Als 2. Vorsitzende bedankte sich Melanie Harbusch bei Wolfgang Knillmann und versprach, das Geld für die Kinder- und Jugendarbeit einzusetzen. Peter Rütters

Auf diesem DIN A4-Blatt erkannte Wolfgang Knillmann seinen Namen unter der Nummer 13.